CSRD-Reportings: Warum sie Unternehmen resilienter machen

Reform & Debatte
9. Dezember 2025

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung auf Basis der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist mehr als „grünes Beiwerk“ – sie ist der Schlüssel zu mehr Resilienz in Zeiten des Wandels und zu einer effizienten Corporate Governance. Das gilt auch dann, wenn die EU die Berichtspflichten einschränken sollte.

Am 8. Dezember 2025 haben sich Vertreter*innen der gesetzgebenden Institutionen der EU darauf geeinigt, dass künftig Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von über 450 Millionen Euro ein Reporting nach CSRD erstellen müssen. Beschlossene Sache ist das Ganze noch nicht, da erst noch das EU-Parlament zustimmen muss. Wenn es allerdings dazu kommt, hätte das weitreichende Folgen: Während nach den aktuellen Regelungen in Europa rund 50.000 Unternehmen einen entsprechenden Bericht verfassen müssen, wären es mit den neuen Schwellenwerten möglicherweise weniger als 5.000.

Warum Klimarisiken auch Finanzrisiken sind

Angestoßen hat den Prozess die EU-Kommission im Februar dieses Jahres: Mit ihrem „Omnibus“-Paket will sie für Entbürokratisierung und mehr Wettbewerbsfähigkeit sorgen. Einige Kritiker*innen wollen in den ESG-Berichten auch nicht mehr sehen als „grünes Beiwerk“ und Ressourcenverschwendung. Doch ist es mehr als zweifelhaft, dass die Unternehmen vom regulatorischen Rückbau profitieren werden. So sind Klima- und Transformationsrisiken längst zu finanziellen Risiken geworden. Das zeigt sich etwa dann, wenn Produktionsstätten durch Überschwemmungen lahmgelegt werden oder Lieferketten infolge extremer Wetterereignisse ins Stocken geraten. Transformationsrisiken werden aktuell nicht nur im Automotive-Bereich deutlich: Unternehmen drohen massive wirtschaftliche Schäden, wenn sie es versäumt haben, sich frühzeitig auf E-Mobilität einzustellen oder sich mit der Ressourcenverknappung natürlicher Rohstoffe auseinanderzusetzen.

Es sind finanzielle Risiken wie diese, welche die CSRD-Berichte adressieren. Mit ihrer Hilfe werden die Unternehmen frühzeitig auf die Herausforderungen aufmerksam und können strategische Gegenmaßnahmen einleiten. Vor allem für den Aufsichtsrat können die Nachhaltigkeits-Reportings hilfreich sein: Das Kontrollgremium ist auf verlässliche Informationen angewiesen, um die Zukunftsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit des Unternehmens zu überwachen – die ESG-Daten bieten aufgeschlossenen Aufsichtsrät*innen hierbei die Möglichkeit, faktenbasierte Urteile zu treffen.

Perspektivenwechsel: Vorausschau statt Schulterblick

Bisher galt der Finanzbericht für die Corporate Governance als wichtigste Bezugsgröße. Er bietet im Wesentlichen einen Blick zurück auf das vergangene Geschäftsjahr. Nur im Lagebericht wird ein vorsichtiger Ausblick gewagt – in der Regel mit einem Zeithorizont von etwa einem Jahr. Doch die Retrospektive reicht in Zeiten klimatischer, geopolitischer und technologischer Umbrüche nicht mehr aus, um das Risikomanagement zu bewerten. Die Unternehmen benötigen heute eine verbesserte Fernsicht, um sich frühzeitiger auf die Herausforderungen einzustellen, die sie in einer ferneren Zukunft erwarten.

Genau hier setzt die Nachhaltigkeitsberichterstattung der CSRD an. Sie fordert von den Unternehmen einen längeren analytischen Atem ein. Sie sollen nicht nur die erwartbaren Problemstellungen des aktuellen Kalenderjahrs bewerten, sondern einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren in den Blick nehmen. Die leitenden Fragestellungen hierbei lauten: Mit welchen Risiken ist in Zukunft zu rechnen? Wie wahrscheinlich ist deren Eintritt und wie gravierend wären die Folgen für das Unternehmen? Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um diesen Risiken zu begegnen? Sind diese Maßnahmen angemessen?

Die Qualität der Daten bestimmt die Qualität der Entscheidungen

Verlässliche Daten sind geprüfte Daten. Daher ist es ein entscheidender Aspekt, dass die CSRD-Berichte durch Wirtschaftsprüfer*innen validiert werden müssen. Auch wenn eine Prüfung bislang nur mit „begrenzter Sicherheit“ erfolgt, kommt den Prüfer*innen damit eine Schlüsselrolle zu: Sie sichern die Qualität der ESG-Daten und schaffen damit die Grundlage für fundierte, zukunftsorientierte Entscheidungen von Aufsichtsrat und Vorstand. Auf diese Weise sorgen sie für Vertrauen bei Investoren, Banken, Konsument*innen und anderen Stakeholder*innen – und fördern langfristige Stabilität.

Die geplanten Einschränkungen bei der Berichtspflicht dürfte für viele der betroffenen Unternehmen auch einen Verzicht auf diese verlässlichen Informationen bedeuten. Gerade in einer Zeit der globalen Umbrüche birgt das erhebliche Risiken für die Unternehmen. Ohne geprüfte ESG-Daten treffen sie weniger intelligente Entscheidungen und verzichten auf ein zentrales Steuerungsinstrument zur Bewältigung zukünftiger Krisen. Sie laufen wie einst Nokia oder Kodak Gefahr, disruptive Entwicklungen zu spät zu erkennen und nicht mehr rechtzeitig darauf reagieren zu können.

Bürokratiemonster oder modernes Resilienz-Tool?

Das Framing der Nachhaltigkeitsberichterstattung als Bürokratiemonster und unnötiges grünes Add-on greift daher zu kurz. Vielmehr sollten geprüfte ESG-Reportings als ein elementarer Bestandteil moderner Corporate Governance eingeordnet werden. Sie ermöglichen es Unternehmen, Klima- und Transformationsrisiken als finanzielle Risiken zu begreifen und im Fall der Fälle proaktive und präventive Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Die CSRD bietet mit ihren Regularien, den ESRS-Berichtsstandards (ESRS: European Sustainability Reporting Standards) und der verpflichtenden Validierung der offengelegten Daten genau den richtigen Instrumentenkasten zur Erstellung eines wirkungsmächtigen Resilienz-Tools. Gerade weil Klima- und Transformationsrisiken längst finanzielle Risiken sind, sollten Unternehmen – unabhängig von gesetzlichen Verpflichtungen – an der Entwicklung und Prüfung ihrer Nachhaltigkeitsberichte festhalten. Um es klar zu sagen: Die Reportings wirken sich keinesfalls negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit aus – das Gegenteil ist der Fall: Durch die Erstellung eines solchen Berichts gewinnen die Unternehmen an Wettbewerbsfähigkeit hinzu.

Fazit: Mit freiwilligen ESG-Reportings Chancen nutzen

Weniger ESG-Berichtspflichten bedeuten nicht weniger Aufwand, sondern weniger Sicht auf wesentliche Risiken. Ohne verlässliche Nachhaltigkeitsdaten fehlt es Unternehmen an einem strategischen Frühwarnsystem – und damit an Wettbewerbsfähigkeit. Wer trotz sinkender Regulierung freiwillig und geprüft berichtet, behält Transparenz über Klima-, Transformations- und Governance-Risiken und stärkt seine Resilienz. ESG-Reporting ist kein Add-on, sondern ein zentraler Bestandteil moderner Unternehmenssteuerung.

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