5 Fakten zum Thema Wirtschaftsprüfung
Was macht moderne Abschlussprüfung aus? Welche Faktoren bestimmen den Arbeitsalltag von Wirtschaftsprüfer*innen? Das zeigen fünf überraschende Insights zu Branche und Beruf. Sie machen deutlich: Es geht oft individueller und facettenreicher zu, als vielleicht gedacht.
1. Abschlussprüfungen sind nicht alles
Die Durchführung von Abschlussprüfungen stellt zwar eine zentrale Aufgabe von Wirtschaftsprüfer*innen dar, jedoch umfasst ihr Aufgabenbereich eine deutliche größere Bandbreite an Tätigkeiten. So gibt es Wirtschaftsprüfer*innen, die sich nach ihrer Qualifikation auf andere Fachgebiete spezialisiert haben und keine Abschlussprüfungen vornehmen. Von der klassischen Unternehmensberatung über die Prozessoptimierung bis hin zum IT-Consulting – es scheint kaum Sektoren zu geben, wo Wirtschaftsprüfer*innen nicht zu finden sind. Darüber hinaus sind Prüfer*innen im Risikomanagement, in der Steuerberatung und bei forensischen Prüfungen tätig. Ein zusätzlicher Aufgabenbereich hat sich zudem gerade erst für Wirtschaftsprüfer*innen erschlossen: Die Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten.
2. Prüfer*innen zunehmend auf internationalem Parkett unterwegs
Auch wenn jedes Land seine eigenen regulatorische Anforderungen definiert, nimmt der Beruf des*der Wirtschaftsprüfer*in eine zunehmende internationale Dimension an. Das spiegelt sich vor allem in der Arbeit in multikulturellen Teams wider, die nicht zuletzt auch durch die zunehmend globale Ausrichtung der Mandanten erforderlich wird. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen Wirtschaftsprüfer*innen in der Lage sein, internationale Transaktionen und die Aktivitäten weltweiter Niederlassungen von multinationalen Unternehmen zu auditieren. Wirtschaftsprüfungsgesellschaften haben auf diese Entwicklung reagiert, indem sie ihre eigenen Strukturen internationalisiert oder sich zu globalen Netzwerken zusammengeschlossen haben.
Doch nicht nur die Prüfung internationaler Transaktionen und Abschlüsse, sondern auch die häufige Zusammenarbeit mit internationalen Shared Service Centern führt zu einer verstärkten interkulturellen Komponente im Berufsbild der Wirtschaftsprüfer*innen. Große Wirtschaftsprüfungsgesellschaften verlagern zunehmend vor allem standardisierbare Arbeitsleistungen ins Ausland, was Effizienzsteigerungen mit sich bringt. Gleichzeitig erfordert dies von Abschlussprüfer*innen aber auch die Bereitschaft, sich auf neue kulturelle Zusammenhänge einzulassen.
3. Erfolgsfaktor Teamarbeit – Einzelkämpfer*innen haben ausgedient
Viele haben bei dem Gedanken an Wirtschaftsprüfer*innen eine Person vor Augen, die einsam und allein vor nicht enden wollenden Excel-Charts sitzt. Dabei ist eine Abschlussprüfung heute in den allermeisten Fällen vor allem eins: Teamarbeit. So zieht der*die Prüfer*in bei verschiedenen Sachfragen unterschiedliche Expert*innen hinzu – sei es zum Thema Steuerrecht, bei komplexen Bilanzierungsfragestellungen oder anderen für die Prüfung wichtigen Sachbereichen. Eine Jahresabschlussprüfung bedeutet daher viel Koordinations- und Abstimmungsarbeit mit allen Teammitgliedern – seien es Praktikant*innen, Assistent*innen oder die erwähnten Expert*innen. Effektive Zusammenarbeit und die Kommunikation im Team sind oft ausschlaggebend für den Erfolg und die Effizienz einer Abschlussprüfung.
4. Hohe ethische Standards bleiben unerlässlich
Abschlussprüfer*innen spielen eine entscheidende Rolle bei der Sicherstellung der Transparenz und Integrität von Finanzinformationen. Ihre Arbeit ist für die Entscheidungsfindung vieler Stakeholder von Bedeutung, da diese ihre wirtschaftlichen Entscheidungen auf der Basis testierter Abschlüsse treffen. Angesichts der Tragweite ihrer Tätigkeit für Wirtschaft und Gesellschaft ist die Einhaltung hoher ethischer Standards für Wirtschaftsprüfer*innen unerlässlich. Zu den Grundwerten des Berufsstands zählen dabei Unabhängigkeit, Objektivität und Verlässlichkeit. So dürfen sich Wirtschaftsprüfer*innen bei ihrer Arbeit nicht von eigenen finanziellen oder persönlichen Interessen beeinflussen lassen, die ihre Objektivität beeinträchtigen könnten. Sie sind dazu verpflichtet, stets integer zu handeln und ihre Urteile fair und unvoreingenommen zu fällen.
5. Mehr als Zahlen – gefragt ist Kreativität
Ein fundiertes mathematisches Verständnis und die Fähigkeit, souverän mit Zahlen umzugehen, sind grundlegende Anforderungen im Beruf der Abschlussprüfer*innen. Ein entscheidender Faktor für den beruflichen Erfolg ist aber auch ihre Kreativität. So stehen Wirtschaftsprüfer*innen oft vor komplexen Fragestellungen, für die es keinen standardisierten Lösungsweg gibt, sondern die einen innovativen Lösungsansatz erfordern. Die Dynamik der Finanzwelt und die kontinuierliche Entwicklung gesetzlicher Vorgaben erfordern von Wirtschaftsprüfer*innen eine flexible Anpassungsfähigkeit und die Bereitschaft, sich schnell mit neuen Vorschriften und Standards vertraut zu machen und diese in ihre Prüfungsprozesse zu integrieren. Um effektiv zu bleiben, entwickeln Wirtschaftsprüfer*innen zunehmend auch verstärkt neue Prüfmethoden und -verfahren. Dies schließt immer häufiger auch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen ein, um Prüfverfahren zu automatisieren und zu optimieren.
Fazit: Wirtschaftsprüfung besticht durch Vielfalt
Den oder die Wirtschaftsprüfer*in gibt es nicht. Das Berufsbild ist heute so vielfältig und facettenreich wie die Menschen, die in der Branche arbeiten. Was grundsätzlich für alle gilt, sind die hohen ethischen Standards, die beachtet werden müssen. Zudem ist Teamfähigkeit heute ein wichtiges Asset für Prüfer*innen – vor allem, wenn es um große, internationale Abschlüsse geht. Dabei gilt: Auch wenn mehr und mehr Prüfer*innen international arbeiten – ein Muss ist das nicht. Jede*r kann seine*ihre Karriere nach den eigenen Vorstellungen planen und entwickeln. Natürlich ist dazu Kreativität gefragt – genauso wie bei der späteren Arbeit an der Abschlussprüfung.
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