WPG-Netzwerke: Mandanten profitieren von starken Verbindungen

Werte & Vision
12. Februar 2024

Es war eine Nachricht, die aufhorchen ließ: Im November 2023 gab Mazars bekannt, zum 1. Juni 2024 ein globales Netzwerk mit FORVIS zu bilden, der achtgrößten Prüfungs- und Beratungsgesellschaft in den USA. Doch was bedeutet ein solcher Zusammenschluss für Wirtschaftsprüfungsgesellschaften (WPG)? Welche Vorteile bieten Netzwerke den Mandant*innen?

Netzwerke ziehen ein gemeinsames, internationales Dach über weiterhin selbstständige, oft national organisierte WPG. Sie bieten einen gemeinsamen rechtlichen Rahmen für ihre Teilnehmer, was sie dazu befähigt, strategische Entscheidungen und Weiterentwicklungen in der Berufsorganisation schnell und einheitlich im gesamten Netzwerk umzusetzen. Der Zusammenschluss von WPG in einem Netzwerk ist damit verbindlicher als eine Kooperation in Allianzen, bei denen die Gesellschaften lediglich gemeinsame Interessen definieren und eine gegenseitige Unterstützung vereinbaren. Trotz der stärkeren Integration der Netzwerke bleiben WPG aber auch hier rechtlich selbstständige Einheiten.

Jede Menge Arbeit: Was kommt auf die Mitglieder eines Netzwerks zu?

Der Eintritt einer WPG in ein Netzwerk ist mit viel Arbeit verbunden. Es ist offensichtlich, dass die neuen Partner zunächst rechtliche und vertragliche Fragestellungen klären müssen. Dies umfasst auch die Zustimmung der Mehrheit der Gesellschafter der teilnehmenden WPG zur Integration ins neue Netzwerk. Das ist leichter gesagt als getan, denn bei WPG handelt es sich überwiegend um Partnergesellschaften mit entsprechend vielen Anteilseignern. Im Anschluss muss die künftige Zusammenarbeit zwischen den Netzwerk-Gesellschaften organisiert werden: Welche Entscheidungen werden künftig auf Netzwerk-Ebene getroffen und welche verbleiben weiterhin bei den eigenständigen WPG? Welche Gremien soll es geben und nach welchen Regeln sollen hier künftig die Entscheidungen getroffen werden? Wie kann ein gemeinsamer Finanzpool aussehen und alimentiert werden, um künftig gemeinsame Projekte voranzutreiben? Wie soll der Außenauftritt des Netzwerks gestaltet werden?

Neben diesen strategischen Entscheidungen warten auch auf der operativen Ebene zahlreiche To-dos auf die Netzwerkpartner. Am dringlichsten dürfte zunächst der Aufbau eines einheitlichen Auftragsannahmeprozesses zwischen den Netzwerk-Gesellschaften sein. Das ist wichtig, um den rechtlichen Unabhängigkeitsanforderungen, die der Berufsstand der Wirtschaftsprüfer*innen mit sich bringt, in jeder WPG weiterhin zu entsprechen. So lässt sich durch den einheitlichen Auftragsannahmeprozess wirksam verhindern, dass beispielsweise Prüfungs- und Beratungsaufträge der Netzwerk-Gesellschaften unrechtmäßigerweise gleichzeitig bei einem*einer Mandant*in erbracht werden. In Einzelfällen kann es aufgrund dieses Trennungsgebots sogar dazu kommen, dass einzelne Netzwerk-Gesellschaften Auftragsverhältnisse aufkündigen müssen, um die Unabhängigkeit der anderen Netzwerk-Gesellschaften nicht zu gefährden. Bei anderen Themen ergeben sich hingegen keine zwingenden Anpassungen. So bleiben die Mitarbeiterverträge von der Integration einer WPG in ein Netzwerk unberührt, da die Vertragspartner mit der weiterhin rechtlich selbstständigen Netzwerk-Gesellschaft und dem*der Mitarbeiter*in unverändert bleiben. Gleiches gilt grundsätzlich für die Auftragsverhältnisse der Netzwerk-WPG.

Dass sich der Zusammenschluss zu einem Netzwerk trotz der organisatorischen Herausforderungen und des immensen Abstimmungsbedarfs zwischen den kooperierenden WPG lohnt, liegt an den Vorteilen, die das gemeinsame Dach den WPG bringt. So bietet die Zusammenarbeit der Netzwerk-Gesellschaften im Bereich der Auftragsabwicklung und Prüfungsmethodik den Beteiligten große Potenziale – vor allem bei der Qualitäts- und Effizienzsteigerung. Beitragen können hierzu die Entwicklung oder Beschaffung gemeinsamer Software-Lösungen, die Konzeption einheitlicher Schulungsprogramme und ein Mitarbeiteraustausch, um voneinander zu lernen.

Welche Vorteile bieten WPG-Netzwerke den Mandant*innen?

Die Geschäftstätigkeit vieler Unternehmen wird immer globaler, sei es durch eigene Niederlassungen im Ausland oder durch Verbindungen zu Kunden und Lieferanten in anderen Ländern. In Netzwerken organisierte WPG können ihre Dienstleistungen aus einer Hand auf internationaler Ebene anbieten, da sie dank ihrer Partner selbst in zahlreichen Ländern vertreten sind. Gleichzeitig bleibt die lokale Marktexpertise und damit die kundennahe Betreuung am Heimatort durch die rechtlich weiterhin selbstständige WPG erhalten.

Den größten Trumpf ihrer Internationalität spielen WPG-Netzwerke sicherlich im Rahmen globaler Konzernabschlussprüfungen aus: Im Rahmen eines WPG-Netzwerks lässt sich eine Konzernabschlussprüfung über Ländergrenzen hinweg relativ einfach organisieren. So nutzen alle lokal einbezogenen Wirtschaftsprüfer*innen im besten Fall die gleiche Prüfungsmethodik, die gleiche Prüfungssoftware sowie weitere einheitliche Tools und greifen zudem auf abgestimmte Prozesse zurück. Damit fließen die Informationen zur Prüfung der einzelnen Tochtergesellschaften effizient beim Konzern-Prüfungsteam zusammen. Wege für etwaige Rückfragen sind kurz. Qualitätsrisiken sind aufgrund des einheitlichen Qualitätsmanagementsystems minimiert. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der anstehenden Änderungen der Konzernabschlussprüfungen durch den Internationalen Prüfungsstandard ISA[DE] 600 Revised von großer Bedeutung. Konzernabschlussprüfer*innen werden hierdurch künftig mit deutlich mehr Verantwortung auch für die Teilbereichsprüfungen rechnen müssen. Von den qualitativ hochwertigen und effizienten Prüfungsmöglichkeiten profitieren die Mandant*innen – nicht zuletzt durch wettbewerbsfähige Preise.

Internationale Lieferketten brauchen internationale Netzwerke

Doch auch für Unternehmen, die selbst nicht international agieren, wird der Rückgriff auf WPG, die einem internationalen Netzwerk angehören, immer wichtiger. Beispiel ist das seit 2023 greifende Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), welches bestimmte Unternehmen dazu verpflichtet, ihre kompletten Lieferketten in den Blick zu nehmen. Da die Zulieferer einer globalisierten Wirtschaft in aller Regel in den unterschiedlichsten Ländern verortet sind, ist dieses Unterfangen alles andere als trivial. Viele Unternehmen nutzen deshalb den Support und die Reporting-Expertise von WPG, um ihre Lieferkette zu durchleuchten. In internationale Netzwerke eingebundene WPG bieten ihren Kunden hierbei strategische Vorteile: Durch ihre starken Verbindungen ins Ausland sind sie in der Lage, eine effektive internationale Zusammenarbeit zu organisieren. So schafft das Netzwerk Vorteile, von denen letztendlich alle Seiten profitieren.

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