Green IT – der strategische Weg zur nachhaltigen Digitalisierung und Transformation

Digitalisierung & Innovation
25. April 2023

Das Thema Nachhaltigkeit hat mittlerweile so gut wie alle Unternehmen erreicht. Vor dem Hintergrund des Megatrends der Digitalisierung rückt hierbei verstärkt auch die IT-Infrastruktur in den Fokus. Unter dem Stichwort „Green IT“ trägt sie dazu bei, dass Unternehmen Chancen realisieren und Risiken abwenden können. Im Rahmen des Fortführungsprinzips schenken auch Wirtschaftsprüfer*innen der IT verstärkt Beachtung.

Das Fortführungsprinzip, auch „Going Concern“ genannt, beruht auf dem Grundsatz, dass eben von einer Fortführung des Unternehmens ausgegangen wird. Wirtschaftsprüfer*innen sind auch deshalb angehalten, sich ein Bild von der zukunftsgerichteten Ausrichtung der IT zu machen und potenzielle negative Umstände innerhalb des Bestätigungsvermerks darzustellen. Sowohl prüferisch als auch unternehmerisch auf der sicheren Seite sind Unternehmen, die sich von den Grundsätzen der Green IT leiten lassen. Denn hierdurch senken sie ihre Energiekosten, verbessern ihre Umweltbilanz und steigern ihre Geschäftsergebnisse – allesamt Faktoren, die sich positiv auf das Fortführungsprinzip auswirken.

Green IT trägt zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks von Unternehmen bei und dadurch insgesamt zur Verringerung von Treibhausgasemissionen. Mit der Hilfe von Green IT können Unternehmen die IT transformieren und dem Megatrend Digitalisierung im Rahmen der heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen nachhaltig gerecht werden. Darüber hinaus können Unternehmen durch die Umsetzung von Green-IT-Initiativen ein positives Image aufbauen und sich als verantwortungsbewusste Arbeitgeber positionieren.

Was ist Green IT?

Digitale Technologien schaffen einen gesellschaftlichen Veränderungsprozess mit weitreichenden Auswirkungen auf unsere Umwelt – angefangen bei Plattformen, über cyber-physische Systeme, Big-Data-Analysen und künstliche Intelligenz bis hin zu Smart Cities. In unserem Artikel „Nachhaltiges Daten-Management“ haben wir bereits gezeigt, wie Unternehmen Zeit und Ressourcen im Kontext von Daten einsparen und gleichzeitig eine positive Auswirkung auf die Nachhaltigkeit generieren können.

Green IT, auch Green Computing genannt, bezieht sich auf die Anwendung von Technologien, Praktiken und Verfahren, die darauf abzielen, den Energieverbrauch und die Umweltauswirkungen der IT zu reduzieren und gleichzeitig weitere Nachhaltigkeitsaspekte in der IT zu fördern. Im Wesentlichen zielt Green IT auf die Reduktionen in den Bereichen Material, Abwärme und Schadstoffe ab. Weitere wichtige Bereiche betreffen die Optimierung von Produktlebenszyklen und das Recycling von IT-Komponenten.

Die vier folgenden Maximen leiten die Green IT hierbei an:

  1. Die Energieeffizienz soll durch die Bewertung des Verbrauchs und Maßnahmen zur Reduzierung verbessert werden
  2. Energie soll aus erneuerbaren Energiequellen bezogen werden
  3. Elektroschrott soll durch die Förderung der Kreislauffähigkeit von Hardware vermieden werden
  4. Es sollen Daten zur Analyse und Einhaltung von Nachhaltigkeitsvorschriften generiert werden

Green IT schafft somit die Grundlage für ein neues Betriebsmodell, dass die IT- und Unternehmensstrategie miteinander verbindet und nachhaltige Innovation in den Mittelpunkt stellt.

IT als Hauptenergieverbraucher und Treibhausgas-Emittent

Durch die Entwicklung im Bereich der Digitalisierung wie zum Beispiel der künstlichen Intelligenz und die der Blockchain-Technologie steigt unser weltweiter Energie- und Ressourcenbedarf weiterhin kontinuierlich stark an. So soll sich der Energiebedarf von Rechenzentren laut der Bitkom-Studie „Rechenzentren in Deutschland – Aktuelle Marktentwicklung“ bis 2030 knapp verdoppeln. Dieser Verbrauch an Energie und Ressourcen hat somit immense Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima. Neben den Rechenzentren, die anteilig den größten Verbrauch an Energie und Ressourcen im Bereich IT vorweisen, spielen mobile Endgeräte sowie Kommunikationsdienste und Streaming-Angebote eine immer wesentlichere Rolle. So werden knapp 10 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs allein für die Herstellung und den Betrieb digitaler Geräte benötigt. Allein in diesem Segment erwarten Experten einen Anstieg des Energiebedarfs um bis zu 80 Prozent.

Der Energiebedarf und der CO2-Ausstoß werden durch die Digitalisierung weiter zunehmen und zur Verschärfung der ökologischen Krise beitragen. Es ist folglich nicht mehr ausreichend, den Status Quo effizienter zu machen. Vielmehr bedarf es einer Neuausrichtung der IT hin zur Green IT.

Green IT als Industrie 5.0

Es ist noch nicht lange her, da war die Digitalisierung der große Disruptor in der Welt der Unternehmen. Unternehmen mussten sich umgehend der Herausforderung des Internets, der wachsenden Leistungsfähigkeit von Computern und der Möglichkeiten von Big Data stellen. In der Industrie 4.0 liegt der Fokus auf der Vernetzung und Digitalisierung früherer analoger Techniken sowie der Integration cyber-physischer Systeme.

Green IT hat das Potenzial, das nächste Zeitalter und ein fester Bestandteil der neuen Industrie 5.0 zu werden und dabei wesentlich zu einer nachhaltigen Entwicklung der Unternehmen beizutragen. Durch die Prinzipien der Green IT sind Unternehmen in der Lage, ihre Kosten nachhaltig zu senken und gleichzeitig die Umweltbelastung zu reduzieren. Auf der strategischen Ebene kann es Unternehmen somit durch Green IT gelingen, sich nachhaltig zu digitalisieren und transformieren. Der Green IT könnte somit die Rolle eines erneuten Disruptors zufallen.

Strategischer Weg zur Digitalisierung und Transformation

Was genau heißt es, den strategischen Weg zur Digitalisierung und Transformation mit Green IT einzuschlagen? Viele Unternehmen beginnen ihre Nachhaltigkeitsstrategien mit vagen Top-Down-Zielsetzungen, ohne dabei die Rolle der IT zu berücksichtigen. Green IT spielt neben der Anpassung der IT in Unternehmen auch eine entscheidende Rolle in der Umgestaltung von Geschäfts- und Betriebsmodellen. Analog zur Digitalisierungswelle ist diese Umgestaltung strukturiert und strategisch anzugehen.

Die Neuausrichtung eines Unternehmens auf der Basis von Green IT sollte die folgenden sechs Punkte umfassen: Data Clearance Management, IT Energie-Management, Green Cloud Computing, IT-Infrastruktur und Architektur-Modelling, nachhaltiger Beschaffungsprozess und IT-Produktlebenszyklus.

Green IT 6-Punkte-Plan
Abbildung 1: Green IT 6-Punkte-Plan

Es gilt eine Green-IT-Roadmap aufzustellen, individuell zu beurteilen, welche Themen für das jeweilige Unternehmen relevant sind und welche Themen priorisiert angegangen werden sollten. Als Unternehmensziel kann man sich zum Beispiel an dem EU-Klimaschutzpaket „Fit For 55“ orientieren, um so in einem ersten Schritt beispielsweise die Treibhausgase um 55 Prozent und den Energieverbrauch um 15 Prozent zu reduzieren. Um alle Stakeholder miteinzubeziehen, sollte man gleich zu Beginn einen Prozess zur fachgerechten Nachnutzung oder zum Recycling ausgemusterter Hardware etablieren.

Fazit: Green IT – ist hier, um zu bleiben

Die sozialen und ökologischen Auswirkungen von Herstellung und Betrieb digitaler Geräte, Infrastrukturen und Rechenzentren müssen reduziert werden. Green IT sollte deshalb mehr als nur ein Schlagwort in einem Strategiepapier werden. Stattdessen sollten die entsprechenden Transformationsprozesse von Unternehmen aller Größen angegangen werden. Gerade nachhaltigkeitsberichtspflichtige Unternehmen sollten sich dem Thema besser früher als später widmen. Mit der Umstellung auf Green IT werden sie sowohl den Anforderungen der Regulatorik als auch den Erwartungen der Kunden, der Mitarbeiter und sonstigen Stakeholdern gerecht.


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